Newsletter 4/2025
Aktuelle DIJuF-Veranstaltungen
DIJuF-Intern
Thesenpapier "Ist alles Krise? – Jugendämter als Gestaltungsorte kommunaler Kinder- und Jugendhilfeinfrastrukturen"

Der Blick auf die Kinder- und Jugendhilfe ist derzeit sowohl in der Innen- wie auch in der Außensicht durch eine starke Krisenwahrnehmung geprägt. Diese Sichtweise droht zum einen die enorme Leistungsfähigkeit der Kinder- und Jugendhilfe zu überdecken. Zum anderen verstellt sie den Blick auf die erforderliche Weiterentwicklung der Organisation Jugendamt angesichts des langfristigen Strukturwandels öffentlicher Erziehung.

Die Ständige Fachkonferenz 1 (SFK 1) „Grund- und Strukturfragen des Jugendrechts“ des DIJuF zeigt in einem Thesenpapier (JAmt 2025, 181) Ansätze auf und fordert von den Entscheidungsträgern auf Landes- und Bundesebene, die notwendigen Investitionen in die organisationale Handlungsfähigkeit der öffentlichen Jugendhilfe jetzt zu tätigen, um gegenwärtige und bevorstehende Aufgaben zu bewältigen.

Thesenpapier "Ist alles Krise? – Jugendämter als Gestaltungsorte kommunaler Kinder- und Jugendhilfeinfrastrukturen" vom 13.3.2025
Weiterführende Informationen zur SFK1
DIJuF-Hinweise zum Diskussionsentwurf zur Modernisierung des Abstammungsrechts

Das Bundesministerium der Justiz (BMJ) hat im Dezember 2024 einen Diskussionsentwurf eines Gesetzes zur Reform des Abstammungsrechts (Abstammungsrechtsreformgesetz – AbReG) vorgelegt.

Hierzu hat das DIJuF Hinweise veröffentlicht (JAmt 2025, 174). Das Institut begrüßt die Vorschläge für eine Reform mit Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen und damit einhergehenden veränderten familiären Konstellationen und hält den Diskussionsentwurf insgesamt für ausgewogen. Dieser sieht insbesondere die Einführung der Mitmutterschaft, die Möglichkeit, vor Zeugung eines Kindes eine Elternschaftsvereinbarung zur Zuordnung der Elternstellung zu schließen, sowie Regelungen zur Stärkung der Rechtsstellung des biologischen Vaters vor.

Dem jetzigen Diskussionsentwurf sind eine Arbeitsgruppe (2017), ein Diskussionsteilentwurf (2019) und Eckpunkte (2024) vorangegangen. Zudem hat das BVerfG dem Gesetzgeber mit seiner Entscheidung vom 9.4.2024 (1 BvR 2017/21, JAmt 2024, 361 [Leits.]) aufgegeben, die Regelungen zur Rechtsstellung des biologischen Vaters anzupassen, und damit Reformbedarf bis zum 30.6.2025 erforderlich gemacht.

DIJuF-Hinweise zur Modernisierung des Abstammungsrechts vom 14.3.2025
BMJ Gesetz zur Reform des Abstammungsrechts
Aktualisierte DIJuF-Materialien zur elterlichen Sorge nicht verheirateter Eltern nach deutschem und ausländischem Recht

Das DIJuF hat die Niederschrift über die Belehrung zur elterlichen Sorge für nicht miteinander verheiratete Eltern im Zusammenhang mit der Beurkundung von Sorgeerklärungen aktualisiert. Hintergrund ist die Modernisierung des deutschen Ehe- und Geburtsnamensrechts. Die neuen Regelungen erweitern die Wahlmöglichkeiten und erleichtern Namensänderungen. Das Gesetz tritt zwar erst am 1.5.2025 in Kraft, die Verwendung der aktualisierten Belehrung ist aber bereits ab sofort angezeigt. Das Muster ist auf Deutsch, Englisch, Französisch und Hocharabisch verfügbar.

Ebenfalls aktualisiert wurde eine tabellarische Aufstellung zur gemeinsamen elterlichen Sorge nicht verheirateter Eltern nach ausländischem Recht. Sie umfasst 30 Länder inner- und außerhalb der EU und soll eine erste Hilfestellung und Orientierung für die Tätigkeit des Jugendamts in diesen Fällen geben. Die Tabelle beschränkt sich auf die Frage des gemeinsamen Sorgerechts nicht verheirateter Eltern bei Geburt des Kindes kraft Gesetzes.

Aktualisierte DIJuF-Materialien zur elterlichen Sorge nicht verheirateter Eltern
Fachgespräch am 6.3.2025 zum Qualitätsmanagement in der familiengerichtlichen Begutachtung

Am 6.3.2025 fand das hybride Fachgespräch mit Vertreter:innen der Berufsverbände, Kammern, des BGH, des BMJ und der Landesjustizministerien statt. Das DIJuF war durch Katharina Lohse, Fachliche Leitung, vertreten. Diskutiert wurde ua der Einsatz von künstlicher Intelligenz im Rahmen der familiengerichtlichen Begutachtung, das Thema Datenschutz sowie die Neuauflage der Empfehlungen zu "Mindestanforderungen an die Qualität von Sachverständigengutachten im Kindschaftsrecht", die zum Deutschen Familiengerichtstag im September 2025 erscheinen soll.

Mindestanforderungen an die Qualität von Sachverständigengutachten im Kindschaftsrecht, 2. Aufl. 2019
Vierte Sitzung des NAP-Ausschusses am 24./25.3.2025 in Berlin

Der Ausschuss zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans "Neue Chancen für Kinder in Deutschland" (NAP) hat sich am 24./25.3.2025 in Berlin das letzte Mal unter Leitung der scheidenden Parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Ekin Deligöz, getroffen. Es wurde das Papier "Prävention von Kinderarmut auf kommunaler Ebene – eine nationale Aufgabe" verabschiedet. Im Anschluss hat sich der Ausschuss über mögliche Maßnahmen und ihre Dringlichkeit in den verschiedenen Handlungsfeldern ausgetauscht und einen Ausblick auf den nächsten Fortschrittsbericht mit dem Schwerpunktthema „Migration und Integration“ geworfen. In dem Workshop am Folgetag wurden Datenlücken im Kontext von Kinderarmut identifiziert und diskutiert. Katharina Lohse hat an der Sitzung und dem Workshop teilgenommen.

Mit dem NAP-Ausschuss wurde erstmals ein Gremium geschaffen, das sich regelmäßig über Armut und soziale Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen austauscht – unter Beteiligung aller politischen Ebenen und Zuständigkeitsbereiche, zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie wissenschaftlicher Expert:innen.

BMFSFJ Hintergrundinformation zum NAP-Ausschuss als Vernetzungs- und Kommunikationsplattform vom 28.3.2025
FAQ zum Fachkräftegebot nach Offener Information am 19.3.2025

Am 19.3.2025 führte das DIJuF die erste Veranstaltung der digitalen Informationsreihe "Fachkräftemangel & Recht" zu Rechtsfragen im Zusammenhang mit dem Fachkräftegebot durch. Zu dem auf dem Padlet gesammelten Fragen der Teilnehmenden gibt es nun erste Antworten. Die Fragen betreffen die rechtlichen Grundlagen in § 72 SGB VIII, das Fachkräftegebot beim freien Träger sowie seine Auswirkungen im Kontext Schulbegleitung, Jugendarbeit und (Schul-)Sozialarbeit.

Dokumentation der Veranstaltungsreihe "Fachkräftemangel & Recht" (2025)
Appelle im Kontext der laufenden Koalitionsverhandlungen

Viele Verbände haben sich angesichts der aktuell stattfindenden Koalitionsverhandlungen mit Aufrufen und Appellen an die Unionsparteien, die SPD sowie die verantwortlichen Arbeitsgemeinschaften zur Ausarbeitung des Koalitionsvertrags gewandt. Dazu zählen ua folgende Veröffentlichungen (chronologische Sortierung ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

ism-Aufruf für einen "Nationalen Fonds Kinder- und Jugendhilfe"

Die Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gemeinnützige GmbH (ism gGmbH) unterstreicht anlässlich der Verhandlungsergebnisse der AGs, wie dringend es eine übergeordnete Gesamtstrategie braucht, die die Kinder- und Jugendhilfe als verlässliche Infrastruktur stärkt, Strukturfragen aufgreift und Finanzierungsoptionen mitdenkt. Es fordert daher die Einrichtung eines "Nationalen Fonds Kinder- und Jugendhilfe", um die notwendigen Investitionen für junge Menschen und Familien zu tätigen und zu bündeln. Der Aufruf wurde zwischenzeitlich von etlichen Vertreter:innen der Kinder- und Jugendhilfe unterzeichnet, darunter auch Mitglieder des DIJuF-Institutsrats.

Aufruf "In die Zukunft der Kinder, Jugendlichen und Familien investieren" vom 28.3.2025
BJK-Appell zur Weiterentwicklung der Beteiligungsformate junger Menschen auf Bundesebene

Das Bundesjugendkuratorium (BJK) appelliert im Kontext der Koalitionsverhandlungen an die gemeinsame Verantwortlichkeit der kommenden Bundesregierung, die Kinder- und Jugendbeteiligung auf Ebene der Bundespolitik strukturell zu verankern. Aus Sicht des Sachverständigengremiums sind für eine wirksame Politikberatung junger Menschen drei Eckpunkte zentral: klare und feste Zuständigkeiten, die Einhaltung übergreifender Standards der Kinder- und Jugendbeteiligung sowie eine nachhaltige und transparente Gestaltung dieser Beteiligungsformate. Es gelte sicherzustellen, dass junge Menschen ihre gegenwärtigen Anliegen wie auch ihre Visionen für die Zukunft politisch einbringen können.

Appell "Klare Zuständigkeiten und übergreifende Standards! Es braucht eine strukturelle Kinder- und Jugendbeteiligung auf Bundesebene" vom 25.3.2025
Aufruf des AFET für ein klares kinder- und jugendpolitisches Profil der neuen Legislaturperiode

Der Vorstand des AFET – Bundesverband für Erziehungshilfe e. V. fordert die nächste Bundesregierung dazu auf, die zentralen Weichenstellungen im Koalitionsvertrag in ihren Auswirkungen auf die jüngere Generation zu überprüfen. Das gelte nicht nur für den Ausbau von sozialen Infrastrukturen, sondern für alle politischen Vorhaben, die für die Zukunft junger Menschen von Bedeutung sind. Um die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken und die Bedingungen des Aufwachsens positiv zu gestalten, bedürfe es eines klaren kinder- und jugendpolitischen Profils, das durch die zukünftige Bundesregierung zu entwickeln und zukunftsfest abzusichern sei.

Aufruf "Gerechtes Aufwachsen junger Menschen geht nur mit verlässlicher Kinder- und Jugendpolitik" vom 19.3.2025
Verbände fordern Einführung von Elterngeld für Pflegeeltern

In einem gemeinsamen Papier fordern der PFAD-Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien e. V., die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH), der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. (SkF) und das Kompetenzzentrum Pflegekinder e. V. die Einführung von Elterngeld für Pflegeeltern. Diese sollen analog zu Adoptiveltern Anspruch auf Elterngeld haben und so einen angemessenen finanziellen Ausgleich für den Verzicht auf Erwerbsarbeit erhalten. Dies würde die Erziehungsarbeit von Pflegeeltern finanziell und gesellschaftlich anerkennen.

Der Bundesrat hat auf Initiative mehrerer Bundesländer am 18.10.2024 beschlossen, die Bundesregierung mit einer Entschließung aufzufordern, auch für Pflegeeltern einen Anspruch auf Elterngeld gesetzlich zu verankern. Begründet wurde dies mit dem Mangel an Pflegeeltern und der Möglichkeit, durch den Elterngeldanspruch mehr Pflegeeltern gewinnen zu können. Die (alte) Bundesregierung sicherte im November 2024 daraufhin zu, intensiv zu prüfen, inwieweit diese Maßnahme umgesetzt werden könne.

Gemeinsamer Appell "Elterngeld für Pflegeeltern" vom 19.3.2025
BR-Drs. 443/24 (Beschl.)
Gemeinsamer Appell für zeitgemäßes Familienrecht

Mit einem gemeinsamen Appell fordern 21 Verbände aus der Zivilgesellschaft notwendige Reformen für ein zeitgemäßes Familien- und Familienverfahrensrecht. Die bereits vielfach anerkannten Reformbedarfe und verbändeübergreifenden Konsenspunkte dürften nicht noch einmal vertagt werden.

Appell "Zeitgemäßes Familienrecht in den Koalitionsvertrag!" vom 18.3.2025
Zwischenruf der AGJ für stärkere kinder- und jugend(hilfe)politische Weichenstellungen im Koalitionsvertrag

Der Geschäftsführende Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ hat sich am 14.3.2025 mit dem Zwischenruf "Kinder- und Jugend(hilfe)politik im Koalitionsvertrag stark machen!" an die Parteispitzen von CDU, CSU und SPD sowie an die Verhandlungsführer:innen gewandt, die die AG 7 (Familie, Frauen, Jugend, Senioren und Demokratie) bilden. Er forderte sie auf, in den Koalitionsverhandlungen stärkere kinder- und jugend(hilfe)politische Weichenstellungen vorzunehmen, als bisher im Sondierungspapier skizziert sind. Konkret wirbt die AGJ für die Aufnahme von zehn bedeutsamen kinder- und jugendpolitischen Themen in den Koalitionsvertrag.

Zwischenruf "Kinder- und Jugend(hilfe)politik im Koalitionsvertrag stark machen!" vom 17.3.2025
Aufruf des Bündnisses für Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien

Das Bündnis für Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien (KipsFam), das eine Vielzahl an Expert:innen, Wissenschaftler:innen und Organisationen vereint, fordert mit ihrem Aufruf vom 14.3.2025 die künftigen Koalitionspartner auf, die Versorgung von Kindern psychisch- und suchterkrankter Eltern zu verbessern. Konkret weist das Bündnis darauf hin, zentrale Maßnahmen in den Koalitionsverhandlungen zu berücksichtigen und den Antrag "Prävention stärken – Kinder mit psychisch- oder suchtkranken Eltern unterstützen" (BT-Drs. 20/12089) in der kommenden Legislatur umzusetzen. Am 31.1.2025 wurde der überfraktionelle Antrag im Deutschen Bundestag beschlossen.

Aufruf "Die Versorgung von Kindern psychisch- und suchterkrankter Eltern verbessern" vom 14.3.2025
Siehe auch DIJuF-Stellungnahme zu dem Antrag vom 16.12.2024
Der Umsetzung der Europäischen Garantie für Kinder in Deutschland eine hohe Priorität geben

In einem offenen Brief appellieren die im Ausschuss zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans "Neue Chancen für Kinder in Deutschland" (NAP) vertretenen zivilgesellschaftlichen Organisationen an die Verhandler:innen der designierten Koalition, den gerade erst veröffentlichten ersten Fortschrittsbericht zum Anlass zu nehmen, auch weiterhin an der Umsetzung des NAP zu arbeiten und gleichzeitig die vielfach kritisierten Schwächen des NAP, etwa den Mangel an Ambition oder Innovation, zu korrigieren. Konkret wird gefordert, eine Gesamtstrategie zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland vorzulegen, nach der sich politisches Handeln im Sinne der Kinder und Jugendlichen ausrichtet, und entsprechende Haushaltsmittel für die Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen dieser Strategie bereitzustellen.

Offener Brief vom 12.3.2025
DV formuliert sozialpolitische Handlungserfordernisse für die 21. Legislaturperiode

Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V. (DV) hat für die Koalitionsverhandlungen von März 2025 Anregungen veröffentlicht. Das Sondierungspapier enthalte einige positive Ansätze, wie Investitionen in verlässliche Betreuungsstrukturen, bessere Startchancen für Kinder und die Förderung gleichberechtigter Bildungschancen. Darüber hinaus fordert der DV ua die Umsetzung der "Inklusiven Lösung", einen wirksamen Schutz von Kinder und Jugendlichen vor Armut und Reformen im Familienrecht.

Anregungen für die Koalitionsverhandlungen, März 2025
Appell zur nachhaltigen Absicherung von Selbstvertretung in der Kinder- und Jugendhilfe und Impuls für einen eigenen Rechtsstatus für Careleaver:innen

Im Rahmen von fünf Impulsen fordern Careleaver e. V., die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) und die Universität Hildesheim die kommende Bundesregierung auf, Selbstorganisationen von jungen Menschen in prekären und vulnerablen Lebenslagen sowie deren Eltern in der Kinder- und Jugendhilfe gezielt zu fördern und strukturell zu stärken. Eine starke Demokratie brauche engagierte Bürger:innen, die aktiv mitgestalten – das gelte insbesondere für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen.

Zudem wird die neue Bundesregierung aufgefordert, einen eigenen Rechtsstatus für Careleaver:innen einzuführen. Der Bundesfamilienausschuss habe 2024 fraktionsübergreifend festgestellt, dass die aktuelle Rechtslage Careleaver:innen vor große Herausforderungen stelle und ihnen den Weg in ein eigenständiges Leben erschwere. Ein eigener Rechtsstatus könne diese strukturellen Benachteiligungen abbauen und für mehr Chancengerechtigkeit sorgen.

Impuls "Ein sicherer Start ins Erwachsenenleben – ein eigener Rechtsstatus für Careleaver*innen", März 2025
Appell "Demokratie konkret stärken: Selbstvertretung in der Kinder- und Jugendhilfe nachhaltig absichern", März 2025
Beratungsforum JUGEND STÄRKEN legt Maßnahmenpapier zu Jugendwohnkonzepten vor

In einem Forderungspapier hat das Beratungsforum JUGEND STÄRKEN (Universität Hildesheim und die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen [IGfH]) an die zukünftige Bundesregierung konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Wohnsituationen von jungen Menschen formuliert. Es bestehe ein eklatanter Mangel an Jugendwohnangeboten und -konzepten, die flexible Zugangsbedingungen und Betreuungsleistungen bieten. Es sei daher dringend notwendig, in der kommenden Legislaturperiode die Situation von jungen Menschen in prekären Wohnungs(not)lagen zu verbessern. 2024 waren laut Wohnungslosenbericht der Bundesregierung 194.000 junge Menschen (bis 25 Jahre) von Wohnungslosigkeit betroffen.

Maßnahmenpapier zu Jugendwohnkonzepten, März 2025
Neues aus Politik, Praxis und Rechtsprechung
Erste Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen für die Kinder- und Jugendhilfe und das Familienrecht

Im Rahmen der Verhandlungen zur Bildung einer Koalition wurden Arbeitsgruppen (AGs) damit beauftragt, zu 16 Themenfeldern Einigkeit zwischen den möglichen neuen Regierungsparteien zu erzielen. Die Ergebnisse der AGs sind öffentlich einsehbar. Das Papier der AG 1 zu "Inneres, Recht, Migration und Integration" enthält Ausführungen zum Familienrecht, zB (noch in rot) zum Abstammungsrecht. Die AG 7 "Familie, Frauen, Jugend und Demokratie" hat sich ua den verschiedenen Themen der Kinder- und Jugendhilfe gewidmet. Noch sind die Absichtserklärungen, etwa zum Inklusiven SGB VIII, sehr vage. Strittige Punkte werden nun in der Hauptverhandlungsgruppe verhandelt. Diese besteht aus 19 führenden Politiker:innen von CDU/CSU und SPD, darunter SPD-Chef Lars Klingbeil und Kanzler-in-spe Friedrich Merz. Die Unterzeichnung eines Koalitionsvertrags ist für Mitte April vorgesehen.

Ergebnisse der Arbeitsgruppen
Bundesrat beschließt UBSKM-Gesetz

Der Bundesrat hat am 21.3.2025 dem Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen (UBSKM-Gesetz) zugestimmt, nachdem es am 31.1.2025 im Bundestag beschlossen wurde. Durch das UBSKM-Gesetz wird das Amt einer bzw. eines Unabhängigen Bundesbeauftragten für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) geschaffen und der bei diesem Amt angesiedelte Betroffenenrat sowie die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Zudem wird eine regelmäßige Berichtspflicht des UBSKM-Amts gegenüber Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung eingeführt. Mit dem Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), vormals die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), erhält eine Bundesbehörde den gesetzlichen Auftrag, bundesweit die Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs auszubauen.

UBSKM Pressemitteilung vom 21.3.2025
BMFSFJ Pressemitteilung vom 21.3.2025
BR-Drs. 87/25 (Beschl.) vom 21.3.2025
Bundesrat beschließt Neuregelung der Vormünder- und Betreuervergütung

Der Bundesrat hat am 21.3.2025 beschlossen, dem vom Bundestag am 31.1.2025 verabschiedeten Gesetz zur Neuregelung der Vormünder- und Betreuervergütung und zur Entlastung von Betreuungsgerichten und Betreuern sowie zur Änderung des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes und des Justizkostenrechts (Kosten- und Betreuervergütungsrechtsänderungsgesetz 2025 – KostBRÄG 2025) zuzustimmen. Das Gesetz führt ein neues Vergütungssystem für rechtliche Betreuer:innen ein und erhöht die Vergütungssätze. Künftig wird es ein zweistufiges System mit jew. acht Fallpauschalen statt 60 einzelne Vergütungstatbestände geben. Für berufsmäßige Vormund:innen, Verfahrens-, Umgangs-, Ergänzungs- und Nachlasspfleger:innen bleibt das bisherige Vergütungssystem erhalten. Ihre Vergütung wird ebenfalls zum 1.1.2026 um durchschnittlich 12,7 % angehoben.

BR-Drs. 89/25 (Beschl.) vom 21.3.2025
BMFSFJ richtet Koordinierungsstelle nach der Istanbul-Konvention ein

Das Bundeskabinett hat am 11.12.2024 die Strategie der Bundesregierung zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt nach der Istanbul-Konvention 2025–2030 (kurz: Gewaltschutzstrategie nach der Istanbul-Konvention) und die Einrichtung einer Koordinierungsstelle nach der Istanbul-Konvention beschlossen. Die Koordinierungsstelle wurde inzwischen als neue Arbeitseinheit im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) eingerichtet und bei der Abteilungsleitung 4 "Gleichstellung" angesiedelt. Sie wird die Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt künftig ressortübergreifend koordinieren und damit die Umsetzung der Istanbul-Konvention in Deutschland stärken.

Zur Gewaltschutzstrategie nach der Istanbul-Konvention hat sich das Bündnis Istanbul-Konvention (BIK), ein Zusammenschluss aus über 20 Organisationen, mit einer ersten Positionierung zu Wort gemeldet. Es begrüßt die Verabschiedung einer Gewaltschutzstrategie ausdrücklich, äußert jedoch auch Kritikpunkte.

BMFSFJ Gewaltschutzstrategie nach der Istanbul-Konvention, Broschüre vom 6.3.2025
BIK Stellungnahme vom 14.2.2025
Praktische Hinweise für Berufsvormund:innen

Das Bundesforum Vormundschaft und Pflegschaft e. V. hat Hinweise herausgegeben, wie eine selbstständige Tätigkeit in der Berufsvormundschaft begründet werden kann und was dabei zu beachten ist. Die Hinweise umfassen kurze, grundlegende Informationen zur Tätigkeit als Vormund:in, Tipps dazu, wie für das eigene Angebot bei Jugendämtern und Gerichten geworben werden kann, und Informationen zur Auswahl und Bestellung von Vormund:innen und zur familiengerichtlichen Beratung, Unterstützung und Aufsicht. Auch die Themen Vergütung und Versicherung werden nicht ausgespart.

Hinweise zur Tätigkeit in der Vormundschaft im Kontext ehrenamtlicher Vormundschaft für (angehende) Berufsvormund:innen, März 2025
Übersicht über die Rechtslage zur Leihmutterschaft in der EU

Der Wissenschaftliche Dienst des Europäischen Parlaments (EPRS) hat eine Übersicht über die Rechtslage bezüglich der Leihmutterschaft in der EU veröffentlicht. Sie zeigt kompakt die unterschiedlichen Rechtslagen, ua auch in Form von Grafiken, auf. Während einige Mitgliedstaaten die altruistische Leihmutterschaft zulassen, jedoch unter ganz unterschiedlichen Bedingungen, ist in vielen Mitgliedstaaten der EU die Leihmutterschaft verboten.

Surrogacy: The legal situation in the EU
"Fünftes Forum Kinder- und Jugendhilferecht" am 22./23.5.2025 in Mainz

Unter dem Titel "Mit Recht: Qualität in der Kinder- und Jugendhilfe" findet am 22./23.5.2025 in Mainz das Fünfte Forum Kinder- und Jugendhilferecht statt. Die Tagung wird ausgerichtet von einem interdisziplinären Verbund aus Forschenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Stiftung Universität Hildesheim, der Hochschule Fulda und der Universität Duisburg-Essen. Die Tagung geht der Frage nach, was gute Kinder- und Jugendhilfe ausmacht und inwieweit speziell das Recht zur Herstellung und Sicherung von Qualität beitragen kann. Katharina Lohse, Fachliche Leiterin des DIJuF, beteiligt sich mit einem Kommentar zu dem Thema "Gute Kinderschutzverfahren – Qualität durch Verfahren". Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen werden erbeten unter lswapler@uni-mainz.de.

Elternteil in Haft – Was nun? Was tun?

Die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland haben gemeinsam eine Broschüre zum Thema "Elternteil in Haft – Was nun? Was tun?" veröffentlicht. Sie richtet sich an Betroffene und gibt einen Überblick über erste Schritte nach einer Inhaftierung. Es werden konkrete Handlungsanweisungen und Beratungs- und Unterstützungsangebote für das verbleibende Elternteil gegeben. Zudem beleuchtet die Broschüre die Bedürfnisse der betroffenen Kinder. Es finden sich weitere Informationsmaterialien zu dem Thema auf der neu gestalteten Website.

Informationsmaterialien zum Thema inhaftierte Eltern
Ergebnisbericht zum Fall Werner Helmut Kamenzin

Die Stadt Stuttgart hat im Februar 2025 den Ergebnisbericht "Werner Helmut Kamenzin und das Jugendamt Stuttgart: Hintergründe, organisationale Verflechtungen und zeithistorische Verarbeitungen" vorgelegt. Kamenzin arbeitete bis zu seiner Entlassung 1980 als Sozialpädagoge im Jugendamt und missbrauchte seine Position, um sexualisierte Gewalt gegen ihm anvertraute junge Menschen auszuüben. An der Untersuchung beteiligt waren neben ehemaligen und aktuellen Führungskräften des städtischen Jugendamts Wissenschaftler:innen der Institute für Sozial‐ und Organisationspädagogik sowie Erziehungswissenschaft der Universität Hildesheim. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass Kindeswohlgefährdung durch das kollektive Versagen der Verantwortungsgemeinschaft der öffentlichen und freien Kinder‐ und Jugendhilfe stattgefunden hat.

Ergebnisbericht zum Fall Kamenzin
JAmt Heft
JAmt Heft 4 erscheint in Kürze mit folgenden Aufsätzen:

"Betreuung und Versorgung in Notsituationen (§ 20 SGB VIII) – Empirische Befunde zur Verbreitung und Entwicklung einer Hilfe", Dr. Liane Pluto · Dr. Andreas Mairhofer · Christian Peucker · Dr. Eric van Santen (JAmt 2025, 158)

"Ombudschaftliche Beratung im Kontext ambulanter Eingliederungshilfen – Einblicke und Erkenntnisse aus 2023", Melissa Manzel · Lydia Tomaschowski (JAmt 2025, 163)

"Gesetz zur Änderung des Ehenamens- und Geburtsnamensrechts und des Internationalen Namensrechts im Überblick", Isabelle Jäger-Maillet (JAmt 2025, 168)

"Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe in einer Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe – Ein Praxisbericht aus der familienorientierten Selbsthilfe", Benita Eisenhardt (JAmt 2025, 170)

Inhaltsverzeichnis JAmt Heft 4/2025

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