Newsletter 9/2025
Aktuelle DIJuF-Veranstaltungen
DIJuF-Intern
DIJuF-Stellungnahme zum RefE zur Vaterschaftsanfechtung

Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) hat am 4.7.2025 einen "Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Vaterschaftsanfechtung" als Referentenentwurf (RefE) vorgelegt. Mit seiner Entscheidung vom 9.4.2024 hatte das BVerfG die Regelung in § 1600 Abs. 2, 3 S. 1 BGB über die Vaterschaftsanfechtung als mit dem GG nicht vereinbar erklärt (1 BvR 2017/21).

Insgesamt hält das Institut den RefE für ausgewogen und beschränkt sich in seinen Anmerkungen auf wenige zentrale Punkte, die aus seiner Sicht weiterer Diskussionen bedürfen. Die Anmerkungen betreffen etwa das fehlende Mitspracherecht von unter 14-Jährigen im Rahmen des § 1595a BGB-E, den als unpassend bewerteten Maßstab der "Kindeswohlerforderlichkeit" in § 1600 Abs. 3 S. 3 BGB-E sowie praktische Bedenken im Hinblick auf die in § 1600b Abs. 4 S. 3 BGB-E vorgesehene Hemmung der Anfechtungsfrist für den leiblichen Vater, wenn und solange zwischen rechtlichem Vater und Kind eine sozial-familiäre Beziehung besteht.

Da sich der RefE auf die Umsetzung der BVerfG-Entscheidung beschränkt, erlaubt sich das DIJuF zudem den Hinweis, dass eine weitergehende Reform des Abstammungsrechts aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen und der damit einhergehenden veränderten familiären Konstellationen seit Langem angezeigt ist. Es regt daher an, weitere "kleinere" Reformvorhaben in den vorliegenden RefE aufzunehmen, wie zB die überfällige Einführung der sog. Mitmutterschaft, um die bislang notwendige Stiefkindadoption zu vermeiden.

DIJuF-Stellungnahme vom 13.8.2025
BMJV Pressemitteilung vom 4.7.2025
Neue Hilfsmittel zur Bearbeitung von Unterhaltsfällen mit Auslandsbezug

Lebt der/die Unterhaltspflichtige im Ausland, stellt sich die Frage, wie in diesem Fall vorzugehen ist, um Ansprüche auf Kindesunterhalt durchzusetzen. Entscheidend ist, ob bereits ein Titel vorhanden ist, welche internationalen Übereinkommen in dem jeweiligen Aufenthaltsland gelten und welche länderspezifischen Besonderheiten zu beachten sind.

Zur Unterstützung der Arbeit von Fachkräften der Beistandschaft und der UV-Stellen bei Unterhaltsfällen mit Auslandsbezug hat das DIJuF folgende neue Hilfsmittel veröffentlicht:

• Das Themengutachten TG-1283 erläutert ausführlich die Besonderheiten der Bearbeitung von Unterhaltsfällen mit Auslandsbezug. Behandelt werden die Fragen der außergerichtlichen und gerichtlichen Titulierung, der grenzüberschreitenden Anerkennung und Vollstreckung von Unterhaltstiteln sowie der Unterstützungsmöglichkeiten durch Zentrale Behörden.

• Die DIJuF-Checkliste "Bearbeitung von Unterhaltsfällen mit Auslandsbezug" führt schematisch anhand von Fragen (Titel vorhanden? Aufenthalt bekannt?) zur einschlägigen Rechtsgrundlage und zu den möglichen Verfahrensschritten.

• Die DIJuF-Ländermerkblätter ergänzen die Checkliste um spezifische Informationen zum jeweiligen Aufenthaltsland des unterhaltspflichtigen Elternteils – zzt. Kanada, USA, Frankreich, Norwegen, Schweiz und Österreich. Weitere Länder folgen.

Die neuen Hilfsmittel ergänzen die bereits existierenden DIJuF-Materialien zur Bearbeitung von grenzüberschreitenden Unterhaltsfällen: den DIJuF-Leitfaden zur Ermittlung des Aufenthaltsorts des Unterhaltspflichtigen im Ausland; die umfangreichen DIJuF-Länderinformationen auf KiJuP-online, die rechtliche Besonderheiten in über 20 ausgewählten Ländern zusammenfassen, sowie die monatlich im JAmt erscheinenden DIJuF-Länderanfragen, die auf ausgewählte Fragen der Praxis der Abteilung "Unterhaltsrealisierung im Ausland" des DIJuF aufmerksam machen.

TG-1283, DIJuF-Länderanfragen (JAmt digital) und Länderinformationen auf KiJuP-Online
Checkliste "Bearbeitung von Unterhaltsfällen mit Auslandsbezug", Leitfaden zur Aufenthaltsermittlung und Ländermerkblätter
Rechtswissen für ehrenamtliche Vormund:innen unter besonderer Berücksichtigung von Vormundschaften für UMA

Ehrenamtliche Vormund:innen werden gesucht und gebraucht, um Kinder und Jugendliche, die nicht in ihren Elternhäusern aufwachsen (können), gut zu begleiten und ihre Interessen zu vertreten. Um diese Aufgabe verantwortungsvoll wahrnehmen zu können, benötigen ehrenamtliche Vormund:innen juristisches Handwerkszeug. Ebenso müssen sie wichtige Akteur:innen und Kooperationspartner:innen im Kontext des vormundschaftlichen Handelns kennen und wissen, welche Aufgaben ihnen in der Zusammenarbeit zukommen und welche Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten vorhanden sind (Jugendamt, Familiengericht, BAMF, Ausländerbehörden, ggf. zusätzliche Pfleger:innen etc).

Die von Susanne Achterfeld, LL.M., und Katharina Lohse (beide DIJuF) im Auftrag des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz gemeinnützige GmbH (ism gGmbH) erstellte Handreichung bietet einen kompakten Überblick über die für das Führen einer ehrenamtlichen Vormundschaft relevanten Rechtsgebiete mit einem Fokus auf die Vertretung von unbegleiteten minderjährigen Ausländer:innen (UMA).

Die Arbeitshilfe ist im Rahmen des Praxisforschungs- und Entwicklungsprojekts "Servicestelle junge Geflüchtete – Selbstständigkeit und Beteiligung stärken" der ism gGmbH entstanden.

Achterfeld/Lohse Rechtswissen für ehrenamtliche Vormund:innen unter besonderer Berücksichtigung von Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Ausländer:innen, 2025
Projektwebsite "Servicestelle junge Geflüchtete"
Häusliche Gewalt: JAmt-Beiträge zum Reformbedarf und zum Schutzauftrag der Jugendämter

Die Doppelausgabe von DAS JUGENDAMT (JAmt), Heft 7-8/2025, hat sich umfassend dem Thema "Umgang und Sorge bei häuslicher Gewalt" gewidmet. Die hohe Anzahl von Betroffenen erfordert eine (noch) stärkere Sensibilisierung und Qualifizierung in den Jugendämtern und Familiengerichten, (noch) bessere Zusammenarbeit zwischen den Akteur:innen und auch eine gesetzliche Weiterentwicklung. Im Heft finden sich Beiträge zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und rechtlichen Voraussetzungen sowie Hinweise zu guter Praxis aus unterschiedlichen Perspektiven (Jugendamt, Familiengericht, Anwaltschaft, Wissenschaft). Zwei Beiträge daraus sind nun frei auf der DIJuF-Website abrufbar:

• Katharina Lohse, Reformbedarf im Sorge-, Umgangs- und Verfahrensrecht mit Blick auf häusliche Gewalt

Spätestens seit Inkrafttreten der Istanbul-Konvention zum 1.12.2018 und der Veröffentlichung des ersten GREVIO-Berichts im Oktober 2022 werden notwendige gesetzliche Änderungen im Straf-, Gewaltschutz- und im Familienrecht mit Blick auf häusliche (Partnerschafts-)Gewalt intensiv diskutiert. Neben verschiedenen Fachveröffentlichungen hat das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) im Jahr 2024 in einem Referentenentwurf (RefE) eines Gesetzes zur Verbesserung des Schutzes von gewaltbetroffenen Personen im familiengerichtlichen Verfahren, in einem RefE zur Änderung des Gewaltschutzgesetzes sowie in einem Diskussionsentwurf zur Modernisierung des Kindschaftsrechts Vorschläge entwickelt. Zuletzt hat Bundesjustizministerin Dr. Stefanie Hubig angekündigt, im Herbst 2025 einen RefE zum besseren Schutz vor häuslicher Gewalt vorzulegen. Katharina Lohse, Fachliche Leiterin des DIJuF, stellt in ihrem Beitrag überblicksartig die Reformansätze vor, die in Bezug auf das Sorge-, Umgangs- und Verfahrensrecht aktuell diskutiert werden.

• Dr. Monika Weber, Kinder und Jugendliche als Mitbetroffene von Gewalt in Paarbeziehungen – Wie Jugendämter ihren Schutzauftrag wahrnehmen (können)

Um Leitungs- und Fachkräften mehr Orientierung für die Qualitätsentwicklung im Kinderschutz und das praktische Handeln im Umgang mit Hinweisen auf häusliche Gewalt zu geben, haben die beiden NRW-Landesjugendämter gemeinsam mit 13 örtlichen Jugendämtern eine Empfehlung "Kinder und Jugendliche als Mitbetroffene von Gewalt in Paarbeziehungen" entwickelt. Der Beitrag von Dr. Monika Weber (LWL-Landesjugendamt Westfalen) stellt die zentralen fachlichen Grundlagen und Inhalte der Empfehlung vor.

Lohse JAmt 2025, 376
Weber JAmt 2025, 343
Handlungsfeld Sorge, Umgang, Adoption
100 Jahre AGJÄ 2025 – Jugendämter zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Arbeitsgemeinschaft der Jugendämter der Länder Niedersachsen und Bremen (AGJÄ) traf sich die Fachwelt der Kinder- und Jugendhilfe am 4. und 5.9.2025 in der Volkswagen Halle Braunschweig zu einem gemeinsamen fachlichen Austausch und zur Reflexion. Katharina Lohse, Fachliche Leiterin des DIJuF, analysierte in ihrem Schlussvortrag das Spannungsfeld, in dem sich die Jugendämter zwischen den vielfältigen Rechtsansprüchen und der Realität befinden, und zeigte gleichzeitig Perspektiven auf, wie die Jugendämter diese Herausforderung selbstbewusst gestalten können.

Website der AGJÄ
Neu auf KiJuP-online

Neben og TG-1283 zur "Titulierung und Vollstreckung von Unterhaltsansprüchen im Ausland" von Dr. Isabelle Jäger-Maillet, LL.M., ist das neue Themengutachten "Datenschutz im § 8a-Verfahren" erschienen: TG-1284 von Hannah Binder widmet sich praxisnahen datenschutzrechtlichen Fragestellungen im jugendamtlichen Kinderschutzverfahren. Im Fokus stehen die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Informationsaustausch mit verschiedenen Beteiligten – etwa mit der Familie, Berufsgeheimnisträgern, dem Familiengericht, der Polizei oder anderen Sachgebieten innerhalb des Jugendamts. Darüber hinaus behandelt das Gutachten weitere Einzelfragen zur Akteneinsicht, Datenerhebung im Internet und zum Stellen von Strafanzeigen.

KiJuP-Online
Live-Online-Einführung in KiJuP-online am 4.11.2025

Seit zehn Jahren bietet KiJuP-online Fachkräften in der Kinder- und Jugendhilfe eine verlässliche Grundlage für ihre tägliche Arbeit. Anlässlich dieses Jubiläums laden wir am 4.11.2025 zu einer kostenlosen Online-Einführung ein. Wir geben einen Überblick über den Zugang und die wichtigsten Funktionen und verraten Tipps und Tricks für eine besonders effiziente Recherche.

Für alle, die sich noch nicht registriert haben, gibt es nun ein Video auf www.dijuf.de/login, das den Registrierungsprozess erläutert. Ergänzende Erklärvideos zur Nutzung von KiJuP-online sind in Planung, die schriftlichen Anleitungen und FAQ zur Anwendung des Portals wurden aktualisiert.

Live-Online-Einführung am 4.11.2025
Video und Anleitungen zu KiJuP-online
Neues aus Politik, Praxis und Rechtsprechung
Bundesrat legt Gesetzentwurf zur Ganztagsbetreuung in den Ferien vor

Der Bundesrat hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der sicherstellen soll, dass auch niedrigschwellige Angebote der Jugendarbeit gem. § 11 SGB VIII während der Schulferien den künftigen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder erfüllen (BT-Drs. 21/1086). Ziel ist es, Kommunen die Möglichkeit zu geben, bestehende und nachgefragte Ferienprogramme weiterhin anzubieten und auszubauen, um ab 1.8.2026 den Rechtsanspruch flächendeckend zu gewährleisten.

Die Bundesregierung begrüßt das Anliegen, kritisiert jedoch fehlende Regelungen zur Qualität und Trägerstruktur. Aus ihrer Sicht müsse etwa klargestellt werden, dass nur öffentliche Träger und anerkannte freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe berücksichtigt werden können. Das BMBFSFJ kündigte an, zeitnah einen eigenen Vorschlag vorzulegen.

Bundestag, Kurzmeldung vom 31.7.2025
Bund investiert 3,8 Mrd. EUR in den Ausbau der Kindertagesbetreuung

Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen in Kitas und Kindertagespflege bleibt hoch, obwohl die Geburtenzahlen rückläufig sind. Der Anteil der Kinder in Kitas und Kindertagespflege steigt in allen Altersgruppen. Gleichzeitig bestehen weiterhin deutliche Lücken zwischen dem Betreuungsangebot und dem tatsächlichen Bedarf von Eltern, insbesondere in Westdeutschland.

Dies geht aus der zehnten Ausgabe von "Kindertagesbetreuung Kompakt" hervor, die das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) veröffentlicht hat. Die Datengrundlage bilden die amtliche Kinder und Jugendhilfestatistik nach dem SGB VIII (KJH-Statistik) und die Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts e. V. (DJI).

Um die Versorgungslücken zu schließen, investiert der Bund gezielt in den Ausbau und die Modernisierung der Einrichtungen. Aus dem Sondervermögen "Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK)" sollen rd. 3,8 Mrd. EUR in ein Investitionsprogramm Kindertagesbetreuung fließen. Zusätzlich unterstützt der Bund die Länder mit dem Kita-Qualitätsgesetz: Bis 2026 stehen diesen jährlich rd. 2 Mrd. EUR für Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung und Fachkräftesicherung zur Verfügung.

BMBFSFJ Pressemitteilung vom 21.8.2025
"Kindertagesbetreuung Kompakt. Ausbaustand und Bedarf 2024"
RefE zur Einführung der elektronischen Aufenthaltsüberwachung und der Täterarbeit im Gewaltschutzgesetz

Um Betroffene von häuslicher Gewalt besser zu schützen, hat das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) am 25.8.2025 einen Referentenentwurf (RefE) zur Änderung des Gewaltschutzgesetzes (GewSchG) vorgelegt. Nach dem Entwurf sollen die Familiengerichte Gewalttäter auch in Umgangsverfahren zum Tragen einer elektronischen Fußfessel verpflichten können. Um Gefährdungen in Gewaltschutz- und Kindschaftssachen besser abschätzen zu können, sollen Familiengerichte außerdem künftig Auskünfte aus dem Waffenregister einholen dürfen. Ferner sollen die sog. Täterarbeit auf eine gesetzliche Grundlage gestellt werden und die Verpflichtung zur Teilnahme an Anti-Gewalt-Trainings möglich sein. Eine Synopse und FAQ zum RefE sind auf der Website des BMJV abrufbar.

BMJV Pressemitteilung vom 25.8.2025
Einrichtung einer Landesbeauftragtenstelle für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs in Rheinland-Pfalz

Der Ministerrat Rheinland-Pfalz hat sich am 16.9.2025 auf die Einrichtung einer bzw. eines Landesbeauftragten gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen (LBSKM) verständigt. Rheinland-Pfalz wird damit als erstes Bundesland eine unabhängige Beauftragtenstelle auf Landesebene einrichten, die die Maßnahmen der Landesregierung zur Prävention, Intervention und Nachsorge koordinieren wird. Ziel ist es, sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen aus der Tabuzone zu holen und die Rechte und die Stimme Betroffener zu stärken. Angesiedelt wird die Stelle im Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration in Mainz. Mit dem entsprechenden Landesgesetz soll zudem der Betroffenenrat rechtlich verankert werden. Er berät die bzw. den Landesbeauftragten und kann eigene Maßnahmen initiieren. Das Gesetz muss noch vom Landtag beschlossen werden.

Die Einrichtung einer LBSKM-Stelle ist eine zentrale Forderung aus den Handlungsempfehlungen des Pakts gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Dieser ist ein im Jahr 2022 gestartetes Projekt der Landesregierung, um das Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz noch stärker in den Fokus zu rücken. Die Empfehlungen wurden von einer Fachkommission, in der Katharina Lohse für das DIJuF aktiv war, und dem ersten Landesbetroffenenrat in Deutschland gemeinsam mit rd. 180 beteiligten Personen erarbeitet und der Landesregierung im September 2024 übergeben.

MFFKI Rheinland-Pfalz Pressemitteilung vom 16.9.2025
Handlungsempfehlungen. Prävention – Intervention – Nachsorge
HzE-Bericht NRW 2025

Die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) hat zusammen mit dem LWL-Landesjugendamt Westfalen und dem LVR-Landesjugendamt Rheinland den "HzE-Bericht 2025 (Datenbasis 2023)" für NRW vorgelegt. Neben Grundanalysen zur Inanspruchnahme und Gewährung erzieherischer Hilfen widmet sich der aktuelle HzE-Bericht vertiefend den prekären Lebenslagen von Familien in den Hilfen zur Erziehung (HzE), den Gefährdungseinschätzungen der Jugendämter sowie den Eingliederungshilfen nach SGB IX im Spiegel regionalspezifischer Unterschiede.

Ergänzend werden im Herbst 2025 die Jugendamtstabellen als Excel-Datei mit Eckwerten für die einzelnen Jugendämter in NRW zum Fallzahlenvolumen und zur Inanspruchnahme von HzE, aber auch zu den Eingliederungshilfen für junge Menschen mit einer seelischen Behinderung erscheinen.

HzE-Bericht NRW 2025
Social Media: Expertenkommission des BMBFSFJ für Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt und ifo-Meinungsumfrage

Wie im Koalitionsvertrag angekündigt hat die Bundesregierung eine inter- und transdisziplinäre Expertenkommission zum "Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt" einberufen. Bundesbildungsministerin Karin Prien stellte in der Bundespressekonferenz am 4.9.2025 deren Mitglieder, Ziele und Arbeitsweise vor. Ziel der 18-köpfigen Kommission ist es, eine Strategie für einen effektiven Kinder- und Jugendmedienschutz mit konkreten Handlungsempfehlungen für die zuständigen Akteur:innen wie Bund, Länder und Zivilgesellschaft zu erarbeiten, etwa im Hinblick auf eine Altersgrenze für Social Media. Zudem sollen Kinder, Jugendliche, Eltern und Fachkräfte in ihrer Medienkompetenz gestärkt werden.

Die Bundesländer werden in einem Länderbeirat in den Arbeitsprozess der Kommission eingebunden. Als Beobachter werden die Unabhängige Bundesbeauftragte gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen (UBSKM), der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen sowie der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien involviert. Durch geeignete Beteiligungsformate soll die Einbeziehung weiterer Expert:innen aus den betroffenen Themenbereichen und Vertreter:innen der Zivilgesellschaft sowie der Rundfunkkommission der Länder sichergestellt werden. Zudem ist eine aktive Jugendbeteiligung vorgesehen. Die Kommission soll noch im Herbst 2025 ihre Arbeit aufnehmen und bis zum Sommer 2026 Ergebnisse liefern.

Dass Kinder und Jugendliche negative Auswirkungen ihrer Social-Media-Nutzung wahrnehmen, hat das diesjährige Bildungsbarometer des ifo Zentrums für Bildungsökonomik ergeben. Dazu wurden neben der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland auch Jugendliche von 14 bis 17 Jahren befragt. 77  % der Erwachsenen und 61  % der Jugendlichen glauben an einen schlechten Einfluss auf die psychische Gesundheit durch Social Media, bei der körperlichen Gesundheit sind es 73 bzw. 66  %. Dementsprechend befürwortet eine überwältigende Mehrheit von 85 % der Erwachsenen, dass alle Kinder und Jugendliche in Deutschland erst ab 16 Jahren einen Social-Media-Account erstellen dürfen. Unter den Jugendlichen spricht sich eine relative Mehrheit von 47  % für ein Mindestalter von 16 Jahren aus, 42  % sind dagegen.

BMBFSFJ Pressemitteilung vom 4.9.2025
ifo Bildungsbarometer 2025: "Zwischen Likes und Lernen – Was Jugendliche und Erwachsene über Social Media denken"
Gutachten zu kinderrechtlichen Aspekten der GEAS-Reform

Das Bundeskabinett hat am 3.9.2025 zwei Gesetzentwürfe des Bundesinnenministeriums verabschiedet, um die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) umzusetzen (GEAS-Anpassungsgesetz und GEAS-Anpassungsfolgegesetz). Die umfassende Reform besteht aus einer Richtlinie und zehn Verordnungen, deren Inhalte ab Sommer 2026 in allen EU-Mitgliedstaaten gelten und vollständig angewendet werden müssen. Sie bringt aus kinderrechtlicher Sicht zahlreiche Veränderungen mit sich.

Der Bundesfachverband Minderjährigkeit und Flucht e. V. (BuMF) hat hierzu ein Gutachten veröffentlicht. Dieses analysiert die verabschiedeten EU-Regelungen und die bis Juni 2025 bekannten Umsetzungspläne für das deutsche Recht und fokussiert dabei insbesondere auf die Situation begleiteter als auch unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter. Es kommt zu dem Ergebnis, dass bestehende kinderrechtliche Standards nur unzureichend abgebildet werden. Zwar bleibe der rechtlich zwingende Vorrang des Kinder- und Jugendhilferechts (SGB VIII) grundsätzlich erhalten, doch würden klare Verweise auf die einschlägigen Schutzvorgaben der EU-Verordnungen fehlen, um diesen Vorrang auch in der praktischen Umsetzung abzusichern.

BMI, Informationen zur GEAS und den Gesetzentwürfen
Gutachten: Kinderrechtliche Aspekte der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems, Juni 2025
Positionspapier zu Häusern des Jugendrechts

Die Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e. V. (DVJJ) hat ein Positionspapier zu "Häuser des Jugendrechts – was es zu beachten gilt" veröffentlicht. Die räumliche Zusammenfassung der unterschiedlichen Professionen der Jugendstrafrechtspflege findet inzwischen seit über 25 Jahren an zahlreichen Orten statt und wird oft mit dem Namen "Haus des Jugendrechts" oder ähnlichen Titeln versehen. IdR politisch vorangetrieben und als erfolgreiches Konzept gegen Jugendkriminalität gefördert, werden bundesweit weitere Einrichtungen geplant. Sie unterscheiden sich in Genese, Beteiligten, Rahmenbedingungen, Ausstattung, Zuständigkeitszuschnitten und Kooperationspartner:innen. Umso wichtiger sei es, so die DVJJ, dass bei der Gestaltung der Häuser des Jugendrechts Grundprinzipien aus Sicht der jungen Adressat:innen nicht aus dem Blick geraten und die Umsetzung derartiger Konzepte bestimmten Standards folgt.

Positionspapier vom 31.7.2025
NZFH-Studie zur psychosozialen Belastung junger Familien

Immer mehr junge Familien sind psychosozial belastet: Das ergab das "Zusammen für Familien (ZuFa)-Monitoring Geburts- und Kinderkliniken 2024", zu dem das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in Kooperation mit dem Deutschen Krankenhausinstitut e. V. (DKI) bundesweit alle Geburtskliniken mit mehr als 300 Geburten pro Jahr befragt hat. Bei 15 % der Familien sah das Klinikpersonal die gesunde Entwicklung des Kindes wegen der Belastungen sogar als gefährdet an – das sind fast doppelt so viel wie beim ersten ZuFa-Monitoring 2017 (8 %). Die repräsentative Studie zeigt jedoch auch, dass die meisten Geburtskliniken in Deutschland darauf reagiert haben. Zwei Drittel der Kliniken haben mittlerweile einen Lotsendienst eingerichtet, der die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und der werdenden Eltern (sehr) verbessert hat.

NZFH-Studie
Benefizlauf für Careleaver

Careleaver brauchen einen langen Atem – weil sie häufig schon früh auf sich allein gestellt sind und viel selbst bewältigen müssen. Auch in diesem Jahr wollen die Careleaver ihre Ausdauer gemeinsam unter Beweis stellen und auf ihre Anliegen aufmerksam machen: sie laden ein zum Benefizlauf "Lass Laufen"! Vom 1. bis 31.10.2025 heißt es: Kilometer sammeln für junge Menschen, die ohne familiären Rückhalt ihren Weg in ein eigenständiges Leben meistern. Ob joggend, gehend, mit Nordic-Walking-Stöcken oder im Rollstuhl – jede Bewegung zählt! Unterstützer:innen fördern den Lauf wahlweise mit einem festen Betrag oder pro gelaufenem Kilometer.

Infos und Anmeldung für Läufer:innen und Sponsor:innen
Überblick über DSGVO und BDSG

Eine neue Informationsbroschüre der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) bietet einen kompakten Überblick über die wesentlichen Regelungen des deutschen Datenschutzrechts. Sie richtet sich an Behörden sowie an Bürger:innen, Unternehmen und Datenschutzbeauftragte und vermittelt praxisnahes Wissen zur Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG).

Die Broschüre enthält neben den Gesetzestexten und den Erwägungsgründen zur DSGVO Erläuterungen zu einzelnen Themenkomplexen und zu unbestimmten Rechtsbegriffen.

Broschüre
JAmt Heft
JAmt Heft 9 erscheint in Kürze mit folgenden Aufsätzen:

"Schutz und Beratung nach dem Gewalthilfegesetz: Erste Einordnungen und Klärungsbedarfe – Teil II – Verfahren der Leistungsgewährung", Prof. Dr. Daniela Schweigler (JAmt 2025, 410)

"Kinder im Kinderschutz beteiligen – Warum so schwer ist, was alle gut finden, und wie es trotzdem gelingen kann", Silja Hauß · Sandra Krome · Nathalie Reimund · Prof. Dr. Christian Schrapper · Anna Titze (JAmt 2025, 415)

"Handlungsoptionen bei untätigen Vollstreckungsorganen", Martin Benner (JAmt 2025, 422)

"Fachkräftesicherung im Erzieherbereich – Ein Modell in der Stadt Chemnitz", Gunda Georgi (JAmt 2025, 429)

"Diagnostik und Medikamentierung in der stationären Kinder- und Jugendhilfe – Eine Checkliste zur Standortbestimmung", Thomas Büchi (JAmt 2025, 431)

Inhaltsverzeichnis JAmt Heft 9/2025

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